Geschichte vom Wirtshaus
Geschichte der Wirtschaft
Die Hausnummer 61/2 war eine wichtige Hausnummer
Vor Kurzem hat die Stadt Tittmoning die ins Alter gekommene Gastwirtschaft in Asten erworben. Vor 173 Jahren war das Gebäude vom Nonnreiter Gastwirt Josef Remmelberger erbaut worden. Alois und Georg Remmelberger haben die Geschichte des Astner Dorfwirtshauses erforscht. Hier ihr Bericht.
Bis 1838 gab es in Asten keine Gastwirtschaft oder andere Geschäfte wie Bäcker und Kramer. Das öffentliche Leben spielte sich in der etwa zwei Kilometer entfernten Tafernwirtschaft zu Nonnreit ab. Nach dem Besuch des Gottesdienstes in Asten fuhren die Bauern gewöhnlich mit ihren Gäuwagerln zur Einkehr nach Nonnreit. Dort trafen sie sich auch zu Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen.
Die uralte Tafernwirtschaft, die um 1300 das erste Mal schriftlich erwähnt wird, lag an der vielbefahrenen Fuhr- und Handelsstraße von Salzburg nach Niederbayern und bot mit einer eigenen Schmiede und Wagnerei über 50 Rössern Einstellmöglichkeit. Die Fuhrleute übernachteten auf dem Heuboden, Reisende im Wirtshaus.
Im Jahr 1838 erwarb der Nonnreiter Gastwirt Josef Remmelberger vom Zierergut in Asten neben der Kirche 31 Dezimale Grund für 25 Gulden und durch Tausch mit dem Veichtlbauer weitere 22 Dezimale und erbaute auf dem Grundstück neben der Kirche ein Schankhaus. Es erhielt die Hausnummer 6 ½. Von dort bot sich dem Biergartenbesucher eine herrliche Aussicht auf das ganze Salzachtal bis Salzburg und auf die Alpenkette.
1864 erhielt der Sohn des Gastwirts, Mathias Remmelberger, zusätzlich eine Kramerkonzession auf das Schankhaus in Asten verliehen. In den folgenden zwei Jahren vergrößert er das Wirtshaus in Asten und verpachtet es.
1881 erhält die Pfarrgemeinde Asten einen eigenen Seelsorger für den ein Pfarrhaus errichtet wurde. 1910 wird die Postagentur von Nonnreit nach Asten verlegt. Als der Gastwirt Mathias Remmelberger 1909 stirbt, verkauft die Witwe Therese Remmelberger die Wirtschaft Nonnreit und zieht mit ihren Kindern nach Asten ins Gasthaus. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, Primizen, Faschingsbälle, Theateraufführungen und andere Feiern werden nun vermehrt in Asten abgehalten. 1919 übernimmt der Sohn Franz Remmelberger und seine Frau Maria, geborene Winklbauer von Hirten, das Gasthaus mit Kramerei in Asten. Die Kramerei wird bis 1945 von der ältesten Wirtsschwester Maria und anschließend von der jüngsten Schwester Elisabeth mit ihrem Mann Hans Amberger geführt.
Von 1929 bis 1932 besuchte auch der Vater des heutigen Papstes Benedikt, Gendarm Joseph Ratzinger, der damals in Tittmoning stationiert war, auf seinen Kontrollgängen regelmäßig das Gasthaus und überprüfte unter anderem, ob die übernachtenden Gäste ordnungsgemäß in dem dafür vorgeschriebenen Buch eingetragen waren. Anni Remmelberger, Tochter der Wirtsleute Franz und Maria und damals acht Jahre alt, erinnert sich noch heute gut daran, dass er ein sehr gesetzter und ernster Mann war und sich öfters mit ihrem Vater über Hitler und den Nationalsozialismus unterhalten hat. Ab 1950 wurde das Gasthaus von der Tochter Anni Remmelberger, die in Halfing eine Kramerei führte, an ihren Großcousin Martin Remmelberger von Niederham und seine Frau Walburga, geborene Herzog, verpachtet. Sie führen als beliebte Wirtsleute die Gastwirtschaft und Metzgerei bis 1966 weiter. Von da an wird die Gastwirtschaft an fremde Pächter vergeben (Wenzel Breu, Alfons Rabl, Tatiana Scharf).
In das erste Heimatbuch der Region mit dem Titel "Land zwischen Salzach und Inn" von Dr. Karl Huttner, dem langjährigen Leiter des Werkes Gendorf aus dem Jahr 1957 fand das Astner Wirtshaus mit dem schönen Biergarten Eingang:
"Aber vorne beim Wirtshaus ist`s, was anzieht und was keinen Anspruch stellt: die freie Erde; es ist die Weite, die schöne Weite. Gar schön ist es am warmen Sommerabend auf einer Bank unter den Kastanien. Dann verdämmert die Welt. Die Salzachschleife drunten scheint noch silbern; da und dort blinzelt ein Licht auf. In Trimmelkam drüben, dem kleinen Kohlenbergwerk, flimmert es, und ganz fern am Gebirg bleibt dort, wo der weiße Fleck, die Veste Hohensalzburg, zu sehen war, ein leichter Schimmer der nachthellen Stadt. Ein Gespräch mit der Wirtin (Burgi Remmelberger) über Rohrnudeln, roggene Dampfnudeln und Zwiebachene, über Hasenöhrln, Zwetschgenbavesen, Auszogene und Apfelkücheln, Topfennudeln, übern Schmarrn gehört in die Landschaft; ist aber auch schon fast Historie. Nur in den Höfen, die noch mit eigenen Leuten wirtschaften, kann sich die alte Kost halten. Fremde Dienstboten wollen Fleisch und Wurst. Mehlspeis bekommen wir keine, so fragen wir nach Regensburgern in Essig und Öl, vielleicht gibt es auch einen frischen Leberkäs; ein Stück Hausbrot dazu. Es braucht nicht viel, um das Leben zu loben; die Ruh da heroben in Asten und für die Augen einen so freundlichen Müßiggang ist schon fast zu viel. Jetzt ist Asten an die Welt angeschlossen; eine breite Fahrbahn führt von der Salzburger Straße hinauf. Häusel wachsen aus dem Boden; der Kramer gewinnt an Umsatz; der Ort kaum an gutem Gesicht."
Nach 173 Jahren soll nun das Dorfwirtshaus, das über Generationen das Zentrum des Dorflebens und die Seele des ganzen Dorfes darstellte, umfassend, aber behutsam saniert und modernisiert werden. Es bleibt zu hoffen, dass das Wirtshaus in Asten mit der gemütlichen Gaststube und dem idyllischen Biergarten noch viele Jahre weiter als Herberge für die Einheimischen und Auswärtigen, und vor allem für die hiesigen Vereine bestehen bleibt
Georg Remmelberger